Warum Baustellen Zeit brauchen – und warum es manchmal so aussieht, als würde nichts passieren

Baustellen sind für viele Bürgerinnen und Bürger ein Ärgernis. Sie bringen Umleitungen, Staus und Lärm – und das nicht selten über einen längeren Zeitraum. Besonders irritierend ist es, wenn man den Eindruck gewinnt, dass auf der Baustelle tagelang nichts passiert. Doch dafür gibt es in den allermeisten Fällen gute Gründe – wie die Stadt Quickborn anhand aktueller Beispiele erläutert.

„Baustellen können wirklich anstrengend sein und bringen oft Einschränkungen im Alltag mit sich“, erklärt Bürgermeister Thomas Beckmann. „Wenn es dann so aussieht, als würde sich nichts tun, ist das oft frustrierend. Doch häufig täuscht der Eindruck. Bei den meisten Quickborner Baustellen handelt es sich um aufwendige Sanierungen bestehender Straßen und Leitungsnetze. Es geht um eine zuverlässige Infrastruktur, auf die wir auch morgen noch zählen können. Die dafür erforderlichen Maßnahmen sind technisch hochkomplex, auf Sicherheit ausgelegt und müssen unter laufendem Betrieb erfolgen. Dass dabei nicht jede Tätigkeit für Außenstehende sichtbar ist, macht die Situation nicht einfacher – doch viele Arbeiten geschehen im Hinter- oder im Untergrund.“

Der Großteil der Quickborner Baustellen betrifft Sanierungen im Bestand

Tatsächlich sind die meisten Maßnahmen im Quickborner Stadtgebiet keine klassischen Neubauprojekte, sondern umfassende Sanierungen bestehender Infrastruktur. Das betrifft sowohl die Straßendecke als auch die darunterliegenden Versorgungsleitungen – insbesondere Gas-, Strom- und Trinkwasserleitungen.

Clemens Brinkmann, Bereichsleiter Technik bei den Stadtwerken Quickborn, erläutert: „Im bestehenden Netz zu arbeiten, ist die Königsdisziplin unter den Leitungsarbeiten – und eine echte Millimeterarbeit. Die alten Leitungen bleiben so lange in Betrieb, bis die neuen vollständig angeschlossen und betriebsbereit sind. Oft müssen Gruben per Hand freilegt werden, weil die alten Pläne teils Jahrzehnte alt und nicht immer vollständig digitalisiert sind. Überraschungen im Untergrund gehören zum Alltag – und verlangen höchste Präzision und Sorgfalt.“

Ein aktuelles Beispiel ist die kürzlich abgeschlossene Maßnahme an der Friedrichsgaber Straße. Über einen Zeitraum von rund zehn Monaten wurde dort nicht nur ein neuer kombinierter Geh- und Radweg geschaffen, sondern auch auf einer Länge von 300 Metern das gesamte Leitungsnetz für Strom, Gas und Wasser erneuert.

Ein erheblicher Zeitfaktor waren dabei die neuen Trinkwasserleitungen: Nach der Verlegung müssen diese gesetzlich vorgeschrieben mehrfach gespült und im Labor beprobt werden. Erst wenn sichergestellt ist, dass das Wasser hygienisch einwandfrei ist, darf die Baugrube wieder verschlossen werden. Allein dieser Prozess kann mehrere Wochen bis hin zu fast zwei Monaten dauern – äußerlich ohne erkennbare Bauaktivität.

Witterung und Genehmigungen verzögern sichtbare Fortschritte

Auch die äußeren Bedingungen spielen im Straßenbau eine entscheidende Rolle. Asphalt- und Betonarbeiten können nur bei bestimmten Temperaturen und Witterungen durchgeführt werden. Zudem benötigen viele Materialien Ruhezeiten zum Aushärten. Während dieser Phasen erscheint die Baustelle verlassen – obwohl tatsächlich Prozesse im Gange sind.

Dazu kommen Abhängigkeiten von Laboren, Lieferketten oder beteiligten Dienstleistern. „Das Zusammenspiel aller Akteure muss stimmen, sonst stehen auch gut vorbereitete Maßnahmen kurzfristig still“, so Brinkmann.

Die Stadtwerke Quickborn setzen inzwischen bei stark frequentierten Verkehrsachsen vermehrt auf Nachtbaustellen. Auch wenn diese logistisch anspruchsvoller sind, reduzieren sie die Belastung für Verkehrsteilnehmende am Tag erheblich.

„Am Ende geht es um unsere Versorgungssicherheit“, betont Bürgermeister Beckmann. „In Deutschland kann man zu jeder Zeit bedenkenlos aus dem Wasserhahn trinken. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Weltweit haben Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dieses Privileg verpflichtet uns, unsere Infrastruktur mit größter Sorgfalt zu warten und zu erneuern – auch wenn das bedeutet, dass eine Baustelle länger dauert, als man es sich wünschen würde.“

Quickborn, 28.05.2025